Was der Krieg für die Menschen bedeutet (4) – Liebe in Zeiten des Krieges

Ein Mann trägt sein Kind auf dem Arm.

Ein Pärchen sucht Schutz vor einem Gewitterguss an einer Häuserwand.

Normal? Nein.

Weil man verstehen muss, was im Krieg russlands gegen die Ukraine den Hintergrund dieser Bilder ausmacht.

Der Vater und das Kind

Das Bild des Mannes mit seinem Kind habe ich in Truskavetz aufgenommen. Truskavetz liegt weit im Westen der Ukraine und ist ein beliebter Kurort. Geradezu riesige Gebäudeblöcke zeugen von einer wahren Sanatoriums-Industrie. Allerdings stehen die meisten dieser Plattenbauten leer, der Grund ist mir nicht klar.

Mir wurde geschildert, dass ein kleiner Teil der Kurgebäude für die Rehabilitation von verwundeten Soldaten genutzt wird. Eine Zeitlang waren im Zentrum des relativ kleinen Ortes schwer verstümmelte Soldaten zu sehen, bis es eine Initiative gab, diese Personen von dort fernzuhalten.

Wie wird man in der Ukraine Soldat?

Vielleicht ist es nicht klar, wie ein Mann in der Ukraine zu einem Soldaten wird: (Fast) egal, welchen zivilen Beruf der Mann ausübt, es gibt einen Einberufungsbefehl, dann im besten Fall eine Schulung, und dann geht es in den Kampfeinsatz. In der Ukraine sterben jeden Tag Hunderte ukrainischer Soldaten. Und das Verfahren des ‘Heimaturlaubes’ für die Soldaten an der Front ist in der Ukraine immer noch umstritten: Es wird geschildert, dass unter den ukrainischen Soldaten eine große Erschöpfung herrscht, weil die Männer und Frauen ununterbrochen im Kampfeinsatz sind.

Was also ist das Besondere dieses Bildes?

Ein Mann im wehrpflichtigen Alter, in ziviler Kleidung, hat Zeit und Gelegenheit, seinem Kind nahe zu sein.

Normal? Nein, in Zeiten des Krieges gegen die Ukraine leider nicht normal.

Lernt dieses Kind als Jugendliche ihren Vater noch kennen? Oder stirbt ihr Vater wie Tausende andere Ukrainer im Kriegseinsatz?

Das Pärchen im Regen

In Truskavez erlebte ich einen sommerlichen Gewitterschauer. Auf der Flucht vor dem Regenguss flüchtete ich unter einen Dachüberstand – wie ein ukrainisches Pärchen.

Ich fotografiere ungern Menschen frontal und ohne ihre Erlaubnis, aber die Szene wirkte so eindrücklich, dass ich sie einfangen musste.

Dass ein Pärchen sich in einer Innenstadt Zuneigung zeigt, ist doch normal, oder?

Ein junges Pärchen flüchtet sich wie ich vor dem Gewitterregen unter einen Dachüberstand an der Hauswand. Trotz des Nachmittags war die Stimmung sehr dunkel.

Die jungen Erwachsenen auf dem Foto sind schätzungsweise Anfang zwanzig Jahre alt. Ein Alter, in dem die ukrainischen Männer ihren Einberufungsbefehl bekommen. Wenn sie dann im aktiven Kriegsdienst eingesetzt werden, kann das eine lange Zeit bedeuten, in der sich Liebende nicht mehr sehen. Der heute so selbstverständliche Kontakt über die Messenger ist Soldaten häufig verboten.

Die beiden genießen sehr intensiv ihre Zuneigung. In der jetzigen Ukraine leider absolut nicht normal.

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