…zum 55. Jahrestag des Mauerbaus
Es ist schon erstaunlich, dass man in einem bestimmten Lebensalter zu einem Zeitzeugen avancieren kann. Als (West-)Berliner Kind und Jugendlicher war die Toilette auf halber Treppe in Mietshäusern keine wilde Ausnahme, ich habe den VW Golf als Ablösung des Käfer erlebt – er stank nicht wirklich weniger nach Benzin – und mein kleiner Horizont in einer großen Stadt endete an dieser merkwürdigen Berliner Mauer, die ich in meinem Stadtteil Neukölln schlicht als tristes ‚Nichts‘ empfand.
Die Mauer ganz am Rande
Die Holzpodeste entlang der Mauer auf der Westseite zeigten uns Gören nichts besonders Aufregendes, und die DDR-Grenzer waren viel zu abgebrüht, um sich von uns irgendwie ärgern zu lassen.
Die Mauer trennte aber tatsächlich meine komplette Familie, die zum einen Teil aus Neukölln und Kreuzberg und dem ehemaligen ‚Groß-Berlin‘ stammt und nach dem Krieg hier und eben dort lebte. In knapp drei Kilometern Luftlinie von Neukölln hatte mein Vater seine Forstarbeiterlehre gemacht, heute ein Spaziergang, vor November 1989 ein fast nicht erreichbarer Ort. Von meinem Vater stammt der Schriftzug auf einem der Dias: ‚Die Einmauerung des Sozialismus‚.
Als Zeitzeuge im Tränenpalast
Vor kurzem begleitete ich eine Schülergruppe auf eine Studienfahrt nach Berlin und führte sie kurzerhand durch den ‚Tränenpalast‘, den klaustrophoben Ort, den ich noch im Frühjahr 1989 auf dem Weg zu meiner Cousine passieren musste. Ich bin tatsächlich Zeitzeuge!
Die digitalisierten Dias entstanden um 1973. Sie stehen unter der Lizenz CC-BY-SA-4.0 (Daniel Rohde-Kage auf d-blog.org).
Habt Ihr Anmerkungen zu den Bildern – weiß jemand die genauen Orte?
Hinterlasst doch einen Kommentar!
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