Der Support von XP läuft aus – Was können Schulen tun?

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Windows XP hat immer noch einen Marktanteil von rund 40% (Quelle: ZDNet). Das betrifft auch die Schulen, die  Anfang der 2000er Jahre ihren IT-Bereich durch Projekte wie ‚Schulen ans Netz‘ (siehe Wikipedia) erheblich aufstockten und seitdem ihre Windows-XP-Installationen mehr oder weniger pflegen. Im April 2014 beendet die Fa. Microsoft ihren Support für Windows XP. Das heißt nicht, dass sich am 8. April 2014 die Rechner nicht mehr hochfahren lassen. Im IT-Bereich kann ein rund 14 Jahre altes Softwareprodukt aber als Dinosaurier bezeichnet werden, auch wenn das letzte große Update mit dem Service-Pack 3  ‚erst‘ 2008 veröffentlicht wurde.

Vorbehalte abbauen – die Zeiten haben sich geändert

Spricht man mit Schul-AdministratorInnen, werden nicht selten drei Kreuze geschlagen, wenn der Begriff ‚Linux‚ fällt. Zunächst ist völlig unklar, woher dieser Vorbehalt kommt, aber vielleicht hängt das ein Stück weit auch mit der Vehemenz zusammen, mit der Linux-Fans für Ihre Produkte werben.  Zudem: Unbelegt, aber einigermaßen augenscheinlich ist, dass Linux-Fans längere Zeit zu den IT-Profis zählten, die häufig mit den Begrenzungen eines Windows-Systems nicht zufrieden waren.

Die Zeiten haben sich radikal geändert: Spätestens seit dem Siegeszug von Ubuntu kann jede/r ein Linux-System extrem einfach ausprobieren (!) und installieren. Und anders als Windows 8 richten sich die Bedienkonzepte der Linux-Desktops gerade an Windows-Umsteiger. Kurz gesagt: Eine empfundene Gängelung  machen Linux-Benutzer in der Regel nicht mit und steigen problemlos (und ohne zusätzliche Lizenzgebühren) auf Alternativen um, häufig reichen wenige Klicks.

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Screenshot Linuxmint 13 Maya: Wo würden Sie klicken, um Programme zu öffnen?

Linux ist schon da!

Und was von den NormalanwenderInnen häufig unbemerkt passiert: Linux zieht mit Macht in den Markt! Innerhalb von weniger als fünf Jahren hat mit Android ein Linux für Mobiltelefone  einen großen Platz eingenommen, und erstmals sinkt die Zahl verkaufter PC-Systeme und wird von der Zahl der Mobilgeräte wie Tablets und Smartphones überstiegen (die man übrigens hervorragend im Unterricht einsetzen kann).

Zudem: Mit Projekten wie dem Raspberry Pi, das standardmäßig mit einer sehr schlanken Linux-Distribution mit dem LXDE-Desktop betrieben wird, können SchülerInnen endlich wieder Computertechnik live erfahren. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann ‚die Kids‘ die Erwachsenen in Bezug auf Linux-Kenntnisse rechts überholen.

Wo immer sich viele Möglichkeiten bieten: Ihre SchülerInnen testen sie aus…

Was können Schulen tun?

  • Zu allererst: Öffnen Sie sich! Schmeißen Sie fröhlich Ihre Vorurteile über Bord
  • Probieren Sie Linux aus. Am besten mit SchülerInnen ab Klasse 9: Es gibt an jedem Zeitungskiosk inzwischen sog. Live-CDs, mit denen Sie die Linux-Desktops ohne Veränderung der bestehenden Systeme testen können. Eine Projekt-AG, vielleicht mit Ihrer IT-Fachfrau/Ihrem IT-Fachmann, fahndet nach der coolsten, benutzerfreundlichsten und schnellsten Linux-Distribution (<- Was ist das?)
  • Testen Sie das reiche Softwareangebot gerade für den Bildungsbereich und schauen Sie z.B. in der Softwareverwaltung nach ‚education‚ – man wird schier erschlagen. Viele Standard-Programme werden Sie von den Windows-Systemen bereits kennen (Firefox, VLC, LibreOffice/OpenOffice…), wenn Sie z.B. mit dem niedersächsischen n-stick arbeiten, können Sie sich so gut wie zu Hause fühlen.
  • Stellen Sie die Ergebnisse vor: Präsentieren Sie Vor- und Nachteile der einzelnen Varianten (Distributionen) vor SchülerInnen, KollegInnen, den Eltern.
  • Bemühen Sie sich um professionellen Support, ohne Ihre Supportfirmen zu kündigen. Ein guter Schulsupport öffnet sich für Ihre Anliegen und verkauft Ihnen nicht nur das, was die Firma gerade im Angebot hat! Suchen Sie im Internet nach ‚Linux Support‘ in Ihrer Region, nicht selten kann die regionale Linux-User-Gruppe mit Kontakten weiterhelfen.

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Ein (kleiner) Ausschnitt aus dem Software-Angebot unter dem Begriff ‚Bildung‘ aus der Softwareverwaltung ‚Synaptic‘

Lassen Sie sich nicht frustrieren und seien Sie fair!

Es ist bemerkenswert, dass bei der Verwendung von Windows in die Neuinstallation eines ‚defekten‘ Systems, für die Virensuche, Programminstallation, Absicherung usw. unglaublich viel Zeit investiert wird, während bei  kleinen Problemen mit Linux-Systemen häufig das Konzept in Grund und Boden geschimpft wird. Es kann auch anders erfahren werden: Wenn man sich an die Bedienerfreundlichkeit von Linux im Alltag gewöhnt hat, schüttelt man über die komplizierte Bedienung unter Windows z.B. bei der Programminstallation den Kopf. Seien Sie also fair und prüfen Sie die Gründe für eine Fehlfunktion.

LehrerInnen sind keine IT-Profis

Schulen sind sehr konservative Systeme, weil wir uns als LehrerInnen um so vieles kümmern müssen und nicht noch den Kopf haben, mal eben einen IT-Kurs zu besuchen. Aber realistisch: Wieviel Zeit und Geld haben Sie in Ihren Computer oder das IT-System der Schule bisher investiert? Ich behaupte, mit einem Umstieg auf die freien und kostenlosen Linux-Desktop-Systeme müssen Sie erheblich weniger als bisher investieren und auch nicht das nächste Update Ihres Betriebssystems fürchten und zur Not ertragen. Und haben den Kopf etwas freier für die pädagogische und fachliche Arbeit.

Würden Sie den Versuch eines Umstiegs wagen? Kommentieren Sie!

7 Gedanken zu „Der Support von XP läuft aus – Was können Schulen tun?“

  1. Bevor ich mich an meiner Schule für die windowsbasierte IServ-Lösung entschieden habe, gab es viele Experimente mit LTSP ( https://www.ltsp.org ). Bei dieser Lösung entfällt sogar jedwede Installation und es reicht zum Betrieb im Prinzip Hardwareschrott aus.

    Für ca. 1000,- Euro erhält man inkl. Server 25 vollwertige Linuxarbeitsplätze mit zudem zentraler Softwareverwaltung.

    Terminalserver sind verschrien was Multimediainhalte angeht. Das gilt bei LTSP im Prinzip nicht, da man auch FAT-Clients bauen kann, die z.B. Videos nicht von zentralen System streamen müssen. LTSP wird wahrscheinlich demnächst bei uns eine Wiedergeburt erleben, die die reine Windowslandschaft ergänzt.

    Mit etwas Entwicklungsaufwand kann man sogar die IServlaufwerke und Benutzeranmeldung recht bequem über den Dateimanager als Ordner einbinden. Unter 12.04 LTS läuft das System hier perfekt.

    1. Bestimmt eine interessante Idee.
      Aber ‚Terminalserver‘ und ‚FAT-Clients bauen‘ und ‚Entwicklungsaufwand‘ überfordert alle die NutzerInnen, die einfach einen Computer betreiben möchten. Und schwierig oder kompliziert ist Linux für den Desktop lange nicht mehr.
      Mein Tipp: In die nächste Zeitschriftenhandlung, eine LinuxUser oder eine EasyLinux kaufen und eine ‚Live-CD‘ gefahrlos ausprobieren.
      Viel Spaß!

      1. Es ist ein Unterschied, wenn man Linux Nutzerinnen nahe bringen will oder ob man das komplette Netzwerk mit Linux aufbaut.

        Da hilft das Kaufen einer LinuxUser nicht viel weiter da dann solche Themen wie zentrale Benutzer-, Freigaben und Druckerverwaltung sowie zentraler Datensicherung zu klären sind. 😉

        grüße vom it-frosch

  2. Linux in Ehren, aber ob Ubuntu für den Desktop (und vor allem für die Umsteiger) das Mass aller Ding ist, sei mal so dahingestellt.
    Auf meinem jetzt 7 Jahre alten Notebook, lief immer irgend ein Buntu ohne zu murren. Seit den letzten 4- 5 Releases ist Ubuntu (auf meiner Hardware) nicht mehr zu gebrauchen.
    So funktionieren nach der Ubuntu Installation, weder Graka noch Wlan, noch suspend to ram (Bereitschaft) Ein regelrechtes Gefrickel ist angesagt, bis alle Hardware ! so läuft wie man es unter anderen Betriebssystemen gewohnt ist.
    Ein Umsteiger wäre damit überfordert. Das ist , mit Verlaub, eine Zumutung.
    Ganz abgesehen von der angebotenen Desktop Oberfläche.

    Es gibt weitaus bessere Linuxe, wie Manjaro, ein überaus benutzerfreundliches ARCH Linux mit einer stattlichen Auswahl an vernünftigen Desktop – Lösungen.
    Manjaro unterstützt auf meinen betagten Notebook all meine verbaute Hardware auf Anhieb und das direkt nach der Installation ohne weiteres zutun.

    Mag sein, das man da keinerlei LERNEFFEKT erzielt, weil jazunächst mal alles reibungslos läuft.
    Ich meine auch das ein Umsteiger, sich zuerst einmal mit einem FUNKTIONIERENDEN System vertraut machen sollte, bevor es ans eingemachte geht.

    Ubuntu, so wie es heute *vermarktetet* wird, ist was fürs Smartphone oder Tablet, aber nichts für den Desktop Pc.

    1. Durch das relativ neue Bedienkonzept würde ich Ubuntu für Umsteiger auch nur bedingt empfehlen, es fehlt ihnen häufig der uralte Menübutton. Meine Empfehlung lautet: Linuxmint mit dem Cinnamon-Desktop. Es gibt eine äußerst lebendige Community, die Fragen beantwortet, und auch ubuntuusers.de hilft in der Regel bei Problemen weiter. Ein Arch-Linux ist ganz klar keine Empfehlung.

  3. Nach GUI-Tests, bei denen Schüler diverse Linux-OS bedient haben, ist unsere Wahl auf Linux-Mint gefallen. Wir werden das schulweit installieren. Erste Versuche zeigen, dass sich die Wahl gelohnt hat. Das OS läuft auf Rechnern unterschiedlicher Hardwareausstattung.

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